NINA OSINA
NINA OSINA

Faszination SONATE!

Eine neue Konzertreihe, bei der als musikalische Form die Sonate im Vordergrund steht – Kammermusik in verschiedenen Besetzungen mit Musikerinnen und Musikern aus Kassel und der Region.
Immer am 1. Freitag im Monat in der Ev. Kirche Rothenditmold (Wolfhager Straße 180) – Beginn jeweils um 19.30 Uhr.
Eintritt: 18 Euro, ermäßigt 10 Euro (Studentinnen und Studenten sowie Menschen mit geringem Einkommen), Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre frei.

Eine Sonate (von it. suonare: klingen, erklingen lassen) ist ein „Klangstück“. Durch ihr erstes Auftreten bereits am Ende des 16 Jahrhunderts bis in unsere Gegenwart dürfte sie als älteste und langlebigste Erscheinung sowie als Inbegriff „reiner“ Instrumentalmusik gelten.
Eine echte „Gattungsgeschichte“ lässt sich daraus jedoch nicht ableiten, denn Giovanni Gabrielis Ensemblesonaten weisen bis auf die Bezeichnung „Sonate“ kaum Beziehungen etwa zu klassischen Klaviersonaten auf; ebenso lässt sich das Verbindende einer Triosonate von Buxtehude oder von Bach, einer Kirchensonate von Mozart und einer Sonate von Fazil Say am ehesten in der ihnen gemeinsamen Benennung und dem damit verbundenen Anspruch festmachen, dabei können sich die Aufführungsdauer, die ein- oder mehrsätzige Konzeption, spieltechnische Anforderungen sowohl aus Erwartungen, aus Konventionen als auch aus aufführungspraktischen Möglichkeiten oder – wie etwa bei Mozarts kurzen einsätzigen Kirchensonaten – aus liturgischen Beschränkungen ergeben.
Mit der Betrachtung des riesigen Feldes an Erscheinungsformen von „Sonate“ geraten
zusätzlich diverse, auch unter anderen Bezeichnungen existierende Formen wie Sinfonien oder kammermusikalische Besetzungen wie etwa Streichquartette und Klaviertrios ins Blickfeld, die eine formale Verwandtschaft mit Standards der sog. „Sonatenhauptsatzform“ aufweisen können: Hier nennt die übliche schematische Aufzählung zwei oder mehr kontrastierende Themen in der Exposition, deren Verarbeitung in der Durchführung und deren Wiederholung in der Reprise mit den Themen in der Grundtonart, oft schließt sich eine Coda an. Damit ist aber noch nichts über die individuellen Werke ausgesagt, die alle diesen schillernden Titel „Sonate“ tragen! Und es ist auch noch nichts darüber gesagt, dass sich unzählige Sonaten nicht an derartige formale „Vorgaben“ halten, was mitunter sogar im Titel betont wird: „Sonata quasi una Fantasia“, umgekehrt kann aber „viel Sonate“ auch dort enthalten sein, obwohl das Werk nicht so heißt, man denke an Schuberts „Wanderer - Fantasie“.
Im Auge behalten sollte man bei der Beschäftigung mit „Sonate“ auch historische
Vorgängerstrukturen der erwähnten Sonatenhauptsatzform (Canzonensatz, Fuge, Tanzsatz, Generalbass-Satz etc.) mit ihren weiterwirkenden Einflüssen (z. B. Fugen in Sonaten). Ferner eröffnen sich erhellende Erkenntnisse bei der Beschäftigung mit Fragen wie diesen: Wer komponiert(e) in welcher Zeit für wen Sonaten, wer führt(e) sie bei welcher Gelegenheit und wo für wen auf? Aus welchem Grund hieß es etwa bei Mozart oder auch Brahms Sonate für Klavier und Violine, jedoch bei späteren Komponisten wie Dmitri Schostakowitsch Sonate für Violine und Klavier?
Je mehr man sich spielend und/oder hörend, aber in jedem Falle fragend sowie auch auf
Details eingehend mit der ungeheuer differierenden Fülle von Sonaten befasst, umso stärker spürt man es: Vom Barock bis in die jüngste Gegenwart strahlt uns ein vielfarbig leuchtender kreativer Kosmos entgegen! Aus unserer Begeisterung, die wir weiterreichen möchten, erwuchs der Name, der Leitgedanke dieser Konzertreihe: Faszination SONATE!
Michael Töpel

 

 

Druckversion | Sitemap
© Nina Osina