19. Oktober um 18:00 Uhr
Ein Abend für zwei Violinen
Nina Osina, Violine
Rüdiger Spuck, Violine
Georg Philipp Telemann
Kanonische Sonate Nr. 3 a-Moll
Charles-Auguste de Bériot
Duo concertante Op. 57 Nr. 2
Eugène Ysaÿe
Sonate pour deux violons seuls (op. posthume)
Komponist, Musiker, Musiktheoretiker, Publizist, Person des öffentlichen Lebens und Blumenzüchter: Georg Philipp Telemann. Das Konzert am 19. Oktober steht in einer Tradition, die
Telemann sein Leben lang verfolgte. Sein musikalisches Schaffen stand unter der Aussage „Musik für alle“. Er gründete das Collegium Musicum in Leipzig, das Johann Sebastian Bach später übernahm,
leitete öffentliche Konzerte in Leipzig und Frankfurt, etablierte regelmäßige öffentliche Konzerte in Hamburg. (Tobias Haag)
Telemanns musikalischer Nachlass ist außerordentlich umfangreich und umfasst alle zu seiner Zeit üblichen Musikgattungen. Typisch für Telemann sind gesangliche Melodien und einfallsreich eingesetzte
Klangfarben. Die Instrumentalwerke sind oftmals stark von französischen und italienischen, gelegentlich auch folkloristischen polnischen Einflüssen geprägt. Für zwei Violinen hat er sechs kanonische
Sonaten komponiert.
Jeder einzelne Satz ist als zweistimmiger Kanon im Einklang geschrieben. Die Ausführung ist folgende: Der zweite Spieler beginnt, wenn der erste beim Zeichen angelangt ist, und endet auf der Fermate.
Für den ersten Spieler hingegen kommt die Fermate in Wegfall.
Seine Studien absolvierte Charles-Auguste de Bériot ab 1812 bei Jean-François Tiby und André Robberechts, beide Schüler von Giovanni Battista Viotti. In Paris arbeitete er einige
Monate mit Pierre Baillot. Sein wichtigstes Vorbild war jedoch Niccolò Paganini. Bériot war Kammerviolinist bei König Charles X. von Frankreich und bei König Wilhelm I. der Niederlande, zu denen
zwischen 1815 und 1829 auch das heutige Belgien gehörte. In allen bekannten Musikzentren – London, Manchester, Paris und Brüssel – gab er Konzerte.
Im Jahr 1843 bekam er die Stelle am Brüsseler Konservatorium und begründete dort die „Franco-Belgische Violinschule“. (Quelle: Wikipedia)
Eugène Ysaÿe war ein großer Geiger und ein großer Komponist. Vor allem für sein eigenes Instrument. Die sechs Sonaten für Violine solo von Eugène Ysaÿe sind ein Meilenstein der
Geigenliteratur. Ein Geheimtipp ist dagegen die 1915 entstandene Sonate für zwei Violinen.
Die Sonate für zwei Violinen solo hat eine ganz besondere Widmungsträgerin: Königin Elisabeth von Belgien. Ihre königliche Majestät war Schülerin von Eugène Ysaÿe. Mit ihm hat Elisabeth oft zusammen
musiziert und auch den berühmten Musikwettbewerb, den "Concours Reine Elisabeth" in Brüssel, ins Leben gerufen. Heute ist es einer der bedeutendsten Musikwettbewerbe weltweit.
Doch Eugène Ysaÿe und Königin Elisabeth verband sicher mehr als nur Freundschaft, und die Musik der Duosonate beweise dies eindeutig, sagt Ingolf Turban:
"Es ist ein Freundschaftsbeweis - ja wohl auch ein bisschen Liebesbeweis. Es ist höchstromantische Musik an ihrem harmonischen Ende, ausgereizte harmonische Tricksereien, möchte ich fast behaupten -
so wirklich im Abendrot, im Abendleuchten der untergehenden romantischen Sonne. Ein bisschen tragisch auch. Das hat womöglich mit einer Liebe zu tun, mit dieser großen Frau zu tun. Wie lange hält die
Liebe? Wann geht sie unter?" (Ingolf Turban)
Ob die beiden die Sonate je zusammen gespielt haben? Darüber ist nichts bekannt. Falls ja, dann muss die Königin Elisabeth über hohe geigerische Virtuosität verfügt haben. Das dreisätzige Werk
verlangt in den beiden absolut gleichwertigen Soloparts den Interpreten einiges ab. Die abwechslungsreiche Partitur ist gespickt mit Doppelgriff- und Akkordpassagen, Staccato-Läufen und
Ricochet-Arpeggien. Unfassbar, dass diese harmonisch prachtvolle und zwischen Bach-Adaption, schwärmerischer Klangekstase und brillantem romantischen Virtuosentum angesiedelte Musik noch heute so
unbekannt ist. Vielleicht weil sie zum Zeitpunkt der posthumen Erstveröffentlichung als spätromantischer Anachronismus so gar nicht in die neue musikalische Landschaft passte? (Quelle:
BR-Klassik)
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